Der Kater bleibt

Die Studie "Effects of stretching before and after exercising on muscle soreness and risk of injury" war im British Medical Journal erschienen und in der Meldung unzulässig verkürzt wiedergegeben worden. Die Autoren der Physiotherapie-Schule der Universität Sydney wollten mit einer systematischen Sichtung bestehender Studien untersuchen, welchen Effekt Stretching vor und nach körperlicher Aktivität auf Muskelkater, Verletzungsrisiko und Leistungsfähigkeit habe. Zur Leistungsfähigkeit konnte nur eine Studie gefunden werden, die deshalb nicht berücksichtigt wurde. Überhaupt erwies sich die Datenlage als dürftig. Fünf Studien von mittlerer Qualität, wie die Autoren zugeben, mit insgesamt 77 Probanden, allesamt junge, gesunde Erwachsene, ergaben, dass Stretching Muskelkater in den 72 Stunden nach der Anstrengung vernachlässigbar wenig reduziere – ein Resultat, das schon länger bekannt ist. Muskelkater entsteht durch feinste Muskelfaserrisse, die vor allem durch exzentrische Belastungen verursacht werden, logisch also eigentlich, dass weiteres Ziehen an den Muskeln dem nicht abhilft.

Stretching hilft nicht gegen Muskelkater, da sind sich Fachleute weitgehend einig. Zwei weitere Studien mit insgesamt 2630 jungen Rekruten zeigten, dass Stretching vor körperlicher Aktivität das Verletzungsrisiko nicht signifikant senke. Die Untersuchung kann aber nur auf eine sehr beschränkte Population zurückgreifen, und militärische körperliche Belastungen sind kaum mit sportlichen Belastungen zu vergleichen. Die Autoren der Untersuchung verweisen deshalb ausdrücklich darauf, dass ihre Resultate nicht ausschliessen würden, dass andere Stretchprogramme für andere Bevölkerungsgruppen das Verletzungsrisiko minderten. Und eigentlich bestätigt die Studie, was die Autoren abschliessend selber sagen, dass die Forschung auf diesem Gebiet noch zu wenig weit fortgeschritten ist..