Von der Schwunggymnastik der 60-er-Jahre über Bob Andersons sanftes Stretching zur Aussage, Dehnübungen seien reine Zeitverschwendung – die Trainingsform hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.

Die Agentur-Meldung in den Medien, Stretching könne man sich sparen, hat aber die Ergebnisse einer australischen Studie unzulässig verkürzt wiedergeben. Darin zeigte sich nämlich, dass verlässliche Daten zur Wirkung von Stretching auf die Leistungsfähigkeit und das Verletzungsrisiko fehlen. Allerdings hat sich bestätigt, dass Stretching das Auftreten von Muskelkater nicht verhindert, ein Resultat, das schon länger bekannt ist.

Dennoch ist erwiesen, dass Dehnübungen die Beweglichkeit steigern, die die sportliche Leistungsfähigkeit mitbestimmt. Viele Sportlerinnen und Sportler haben laut Befragungen zudem den subjektiven Eindruck, Dehnübungen vor einer Anstrengung verminderten das Verletzungsrisiko. Nicht zu unterschätzen ist auch die psychische Komponente des vorbereitenden Dehnens, wie Stretching-Experte Lukas Zahner, Dozent am Institut für Sport und Sportwissenschaften der Universität Basel erklärt. So kann Stretching auch indirekt verletzungsprophylaktisch wirken.

Eine simple, für jeden abrufbare Stretching-Anleitung gibt es nicht. Zeitverschwendung ist Stretching aber keinesfalls, wie Erfahrungen aus dem Spitzensport und Breitensport zeigen. Es scheint, dass die Trainingsform individuell angepasst werden muss und je nach Alter, Sportart, Geschlecht, Trainingszustand und weiteren Faktoren verschieden angewendet werden kann.